Die Seele des Sozialen
Diakonische Energien für den sozialen Zusammenhalt

Verfasser/in: Frau Cornelia Coenen-Marx

Wirft man einen Blick in die aktuelle Medienlandschaft, fällt auf, dass Krisennachrichten aus dem kirchlichen Bereich durchaus Medienrelevanz gewonnen haben. „Die Kirchen stecken in einer schweren Identitätskrise“, „Hauptamtliche Seelsorge ist gescheitert“, „Finanznot gefährdet die Seelsorge“ und wie ähnliche Schlagzeilen auch lauten mögen. Sie verdeutlichen, - selbst der breiteren Öffentlichkeit wird allmählich bewusst, dass kirchliche Probleme auch gesellschaftliche Probleme sind.

 

Genau diese Fragestellungen greift die Autorin des o.g. Buches auf. Doch stimmt sie nicht in die medial verbreitete und oft besserwisserische Klagelitanei ein, sondern bemüht sich, die keineswegs zu leugnenden Krisen der Kirchen und ihrer diakonischen Werke von innen her, als Pastorin, als ehemalige Vorsteherin der Kaiserswerther Diakonie, als Geschäftsführerin des Diakonischen Werks im Rheinland, als Beteiligte in den verschiedensten Ausschüssen und Gremien der EKD aufzuarbeiten. Die Felder der kirchlichen und diakonischen Arbeit sind ihr von daher bestens vertraut, und so kann auch der Leser/die Leserin einen gesicherten und fundierten Überblick über den Wandel, Stand und die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten des Wirkens der Kirche in unserer Welt und Zeit gewinnen. Bei aller Hochachtung vor der geistlichen und organisatorischen Leistung der Begründer/innen der christlich sozialen Bewegung des 19. Jhds., wie J.H. Wichern, Fr.v. Bodelschwingh, A.H. Franke, Th. Fliedner, Alice Salomon, Amalie Sieveking u.a. kommt sie dennoch zu dem Ergebnis, dass diese Form der sozialen Hilfeleistung heutzutage nicht mehr machbar ist. „Die alte Form der Einheit von Glauben und Dienst, von Arbeit und Leben ist zerbrochen – und mit ihr die Einheit der Mitarbeiterschaft.“ (S.125) Vielfältige Gründe und Entwicklungen haben in diese Situation geführt. Zu nennen wären die Säkularisierungstendenzen, Professionalisierung, Technisierung, Ökonomisierung um die maßgeblichen Entwicklungslinien aufzuzeigen, die entscheidende Einflüsse auf die soziale, medizinisch – pflegerische wie auch pädagogische Arbeit gewonnen haben. Dass diese „modernen“ Entwicklungen nicht nur Vorteile mit sich bringen, ist allerorts erkennbar, wenn der Fachkräftemangel und die Finanzierungsprobleme von Einrichtungen wie Kranken- und Pflegehäuser angesprochen werden. Für entscheidender hält die Autorin allerdings die Tatsache, dass unter dem Druck dieser Entwicklungen die Gefahr besteht, dass die menschenwürdige Hilfeleistung, die christlich motivierte Nächstenliebe, sei es in der Kindertagesstätte, in der Obdachlosenarbeit, am Kranken- oder Sterbebett, auf der Strecke bleibt. Hier eine Neubesinnung zu bewirken, ähnlich der der frühen diakonischen Initiatoren, ist eine herauslesbare Hauptabsicht der Autorin. Vergewisserung suchen im biblischen Wort, in den Gemeinden, in den Kreisen engagierter Christen. Über geistliche Übung und biblische Reflexion die „Seele des Sozialen“ in einer gelebten Spiritualität entdecken. Rückbesinnung auf den christlich-diakonischen Auftrag in Anlehnung an dem Beispiel des „Barmherzigen Samariters“ empfiehlt sie. Herausschälen des „christlichen Mehrwertes“ in dem, was nicht kalkulierbar und bezahlbar ist, wie die menschliche Nähe, die persönlich glaubwürdige Bezeugung der göttlichen Nähe in allem Leid und die gleichwertige Annahme allen Lebens auf der Grundlage der biblischen Überlieferung.

In außerordentlich fundierter und kenntnisreicher Weise geht die Autorin auf die vielfältigen Probleme unserer Zeit und Gesellschaft ein. Mit ihren passagenweise angenehm persönlich formulierten Ausführungen hebt die Autorin dieses Buch etwas von der trockenen Fachlichkeit ab und vermittelt damit auf diesen Seiten selbst etwas von menschlicher Nähe. Etwas störend wirken für die nicht so intensiv mit der Materie vertrauten Leser/innen u.U. die, leider nicht immer zu umgehenden, Anglizismen und Begriffe der  „newökonomie-Sprache.“

Ein Buch, das nicht nur den Trägern sozialer und medizinischer Einrichtungen und den in diesen tätigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu empfehlen ist, sondern allen Christen, die nicht nur ein Sonntagschristentum leben wollen, sondern als Nachfolger/innen Christi auch in die moderne Gesellschaft etwas von seiner tief greifenden Liebe hineinleben wollen.

Neukirchener Verlagsgesellschaft mbH.  Neukirchen –Vlyn,  2. Auflage 2014 Erscheinungsdatum: 13.03.2014 kartoniert / 14,5x22,0 cm / 211 Seiten ISBN 978-3-7887-2660-7 Neukirchener Theologie Preis 26,99 €

Otto K.-H. Aurin  
ChristLit   FeG Essen-Katernberg, 14.03.2014

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